Donnerstag, 5. Juni 2008

Rennbericht Ironman Lanzarote 2008

Eingecheckt ist, die Beutelchen und das Rad warten jetzt in der Wechselzone auf den nächsten Tag. Ein letzter Teller Nudeln und in die Koje.
Auf dem nördlichen Wendekreis wird es schnell und früh dunkel, aber trotzdem kann man um 23:00 im Bett liegen und irgendwie nicht einschlafen. "Mach den Kopf zu!" ruft Brumming dem Schlaflosen zu und ... na ja ...
04:14 den Wecker mache ich schon kurz vor seinem Terrorpiepsen aus. Stockfinstere Nacht aber es gibt schon ein paar Fenster im Dorf, in denen auch Licht brennt - was die wohl machen? Ich werfe die Kaffeemaschine an, lade den Toaster und versuche beim Zähneputzen wach zu werden. 05:05 schnell mal mit Marc runter in die Wechselzone, Reifen auf 7,5 Bar, Trinkflaschen an den Sattel - alles ist gut. Wieder hoch ins Appartement, einen Schluck Kaffee, ach egal umziehen geht auch unten. Grüner Beutel Schwimmzeug komplett und wieder runter. 06:15 entspanntes Umziehen, an den Strand kurz einschwimmen, Brille sitzt und dann rüber in die Startbox. Nur noch 10 Minuten Mutti ;-)
Es wird hell, die Sonne geht auf.

Start! Es wird geschubst, gedrängelt (rechts von der Bojenkette gehts raus, links die Landebahn ist für den Rückweg) egal, versuche keinem auf die Füße zu treten und werfe mich den anderen nach ins Wasser. Ich sortiere mich an den rechten Rand, kein Stress und finde meinen Rhythmus. Auf der ersten langen Geraden zieht plötzlich ein großer Schwarm Sardinen (oder so bestimmt 10 mal 10 m) unter uns durch - feine Show. Nach der ersten Runde ein paar Schritte über den Strand geflitzt und wieder ins Nasse. Die freundlichen Jungs auf dem Surfbrett verhindern doch durch Trillergepfeife, dass ich (und wohl noch ein paar andere) weiter nach Arrecife schwimme. Fertich! Ging gut aber hätte schneller sein können - egal Trab in die Wechselzone (Nein, der Hamburger Cityman hat keine lange Wechselzone ;-) ) Neo halb ausgezogen, Beutel gefunden, ab ins Zelt umziehen, abtrocknen, von netten Mädels mit Sonnencreme bekleistert werden und los. Beutel abgeben und den langen Weg zum Rad, greifen - Halt! jaja Helm auf - Marshal grinst und auf die Radstrecke.
08:16 locker Treten, die Beine wollen also... Und schon nach 15km zum ersten mal vorne kleines Ritzel und bergangegenWIND ... ja, wie die letzten Tage im Training ;-) der Wind ist echt. Erste schnelle lange Abfahrt zu den Salinen und die schöne Lavaküste hoch nach El Golfo. Von dort aus langsam wieder bergauf und endlich die schöne laaange Straße in den Timanfaya hinein ...

Das war der erste Hügel (350 m) von dem aus wir bergab und mit etwas Gegenwind nach La Santa düsen und uns auf die Höhepunte freuen. Ab Famara (da wird schön gesurft und gekitet) gehts es dann stetig bergauf. Nach Teguise hoch freue ich mich, dass ich auf dem Aerolenker liegend im kleinsten Gang (Kompaktkurbel!) BERGangegendenWIND noch eine 10 auf dem Tacho halten kann. Durch die alte Hauptstadt und weiter den Berg hoch bis auf NN+650 m auf den Mirador del Haria. Toll der höchte Hügel ist geschafft und es sind nur noch 75 km. Nicht lange Nachdenken und die Serpentinen hinab nach Haria ... Adrenalin aus Ohren, Mund und Nase :-)

Unten durch Haria durch, da fällt rechts von mir einem Mitstreiter die Kurbel ab! Pech! denke ich, große Schraube verloren ... doch halt Shimano hat doch jetzt ne Klemmung. Kurz umgedreht und zurück - can i help - Inbus! No Prob .. wait - Der hat sich gefreut! Kurbel wieder fest, hat keine fünf Minuten gedauert und ich konnte mal die Beine kurz ausruhen ;-) Also weiter, klettern auf den Mirador del Rio. Kurz vor dem Gipfel der schönste Blick der Strecke, links ein kleines Mäuerchen und nach ein paar Metern gehts 450 m steil runter. Und der schöne Blick auf La Graciosa und den Atlantik lenken kurz von den letzten Schmerzen bis zum Gipfel ab. Yes! Km 118 scharf rechts und bergab - die rauheste Straße der Welt ;-) ich dachte mir rüttelt es gleich das Rad in Einzelteile. Aber nach zweidrei Kilometern schönster Asphalt - Rennstrecke ;-) 76,7 km/h dann muste ich etwas bremsen, weil vor mir Autos fuhren - Adrenalin Teil 2 ;-)
Der Rest der Strecke war einsam aber Gott sei Dank nicht mehr so hart, wie die Mitte. Mit einem schönen letzten Downhillkurs gehts hinab nach Puerto del Carmen - die Strandstraße wieder hoch und ... Ja! aus eigener Kraft vom Fahrrad abgestiegen. War dann doch ein komisches Gefühl, als die mir das Rad abgenommen haben und ich ohne Gehhilfe ... ;-) unbeholfen, barfuß Beutel geschnappt (Einen Wutanfall eines anderen Athleten mitbekommen, dessen Beutel wohl schon irgendwo unterwegs war ... hoffe er konnte doch noch laufen) schnell die Schuhe an, Cap auf und ab auf die Laufstrecke.
15:20 Der Marathon beginnt üblich schwammig in den Beinen aber nach 5 km hab ich mein Tempo gefunden - nicht besonders schnell, aber wenn ich das durchlaufen kann... Was ich nach 20 km langsam bezweifele. Jetzt Arbeiten - Puh! Aber da habe ich Marc Herremans an der Strecke STEHEN sehen (in seinem Gehgestell) und habe mir geschworen, so lange zu laufen, wie er da stehen kann. Und er hat sich erst auf meiner letzten Laufrunde in seinen Rollstuhl gesetzt! Und da wusste ich, dass ich es unter 13h schaffe :-) Die letzten Kilometer wacht die Freude wieder auf und kurz vor dem Ziel springt Brumming an meine Seite - Jau wir sind beide auf dem Zielfoto (wird nachgereicht)! 12:51:52 - und absolut glücklich! Marc kümmert sich wie eine Mutter um mich ;-) schnell eine Massageliege belegt und als ich da wieder die Beine weichgeknetet bekomme bringt er mir ein erstes Bier!

Die Tage danach wurde nur noch erholt, gefault, gesonnt, gebadet - Ja wir haben ZWEI neue Handtücher ;-)
Mein Dank geht an alle, die mir Glück gewünscht haben, mir Trainings- und Techniktips gegeben haben und nicht zuletzt an meine kleine, große Freundin, die den ganzen Mist ja schließlich tolerieren und aushalten muss ;-)
Die nächste "lange" also erst wieder 2010 - Schweden oder Elbaman mal sehen.
Aber bis dahin gibts ja noch viele kurze ;-)
vi ses

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Hallo Sören,
ein schöner Bericht ist das-sehr nett zu lesen;-)Und es klingt trotz aller Strapazen nach ´ner Menge Spaß und einem prägenden Erlebnis. Bin gespannt auf noch mehr Bilder und vor allem Geschichten von Lanzarote! Liebe Grüße in den hohen Norden sendet Lysiane

Andre Stübs hat gesagt…

Hallo Sören,
ich kann mich nur Lysiane anschliessen. Netter Bericht, ich bin auch gespannt auf Deine 380 Bilder von der Insel Lanzaote. ;-)
Wir kommen gerne vorbei zum Grillen, Bierchen trinken, Bilder anschauen und einfach nur chillen ...
Geniesse wieder die ruhige Zeit.

Schönen Gruss Andre